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Montage einer Anhängerkupplung

Dieser Bericht zeigt die Montage einer Anhängerkupplung am Bespiel eines Renault Kangoo Phase II mit Hecktüren, Bj. 06/2004. Viele der Arbeitsschritte sind bei anderen Fahrzeugen gleich oder zumindest ähnlich.

Ich hatte meinen Kangoo bewußt ohne Anhängerkupplung bestellt. Auch wenn man einen nagelneuen Kangoo bestellt werden das Auto und die AHK einzeln an den Händler geliefert und erst dort nachträglich eingebaut. Die Montage sollte ca. 365 Euro kosten. Aus Kostengründen habe ich meine Anhängerkupplung selbst montiert. Das ist nicht bei allen Autos so! Bei Opel macht es durchaus Sinn den Wagen ab Werk mit Anhängerkupplung zu bestellen. Die Anhängelast ist höher als bei einer Nachrüstung. Um die original Anhängelast auch nach einer Nachrüstung zu haben müßten unter anderem die Federn am Fahrwerk getauscht werden. Eine solche Umrüstung sprengt den finanziellen Rahmen und es dürften wohl die wenigsten über die ausreichenden Fähigkeiten für diese Arbeiten verfügen.

Sie denken jetzt sicher "Natürlich, aber ich brauche Werkzeug. Das habe ich nicht. Muß ich kaufen. Kostet Geld! Ausserdem kann ich das nicht." Haben Sie als Kind mal selbst den Reifen an einem Fahrrad gewechselt? JA! Bingo, Sie sind qualifiziert! Eine Frage die man sich ja immer stellt "Was kaufe ich von dem ersparten Geld?" Na als erstes mal das nicht vorhandene Werkzeug. Und da nicht das billigste, schließlich werden Sie das Werkzeug auch noch nach dem Einbau haben und für hoffentlich noch viele Einsätze nutzen! Auffahrrampen sind nicht unbedingt notwendig, aber  hilfreich, Preis  ca. 50 EURO.  Knarrenkasten, Maulschlüssel, Ringschlüssel ca. 100 bis 200 Euro. Passend dazu Torx-Nüsse, auch ca. 50 EURO. So da wäre das ersparte Geld dann schon fast ausgegeben, bzw. investiert!

Ich hatte mir zuvor auf der Hompepage von "Tom von der Elbinsel" angesehen wie er die AHK beim Kangoo montiert hat. Für mich war es die erste Montage einer Anhängerkupplung. Ich habe mich nicht davon abschrecken lassen das Tom mehrere Tage benötigte, obwohl es nicht seine erste Anhängerkupplung war. Er schreibt selbst "Die ganze Prozedur ging über mehrere Tage, weil ich immer wieder unterbrechen musste (bis ich feststellte dass die Anleitung zum E-Satz fehlerhaft war!)." Ich glaube keiner Bedienungsanleitung oder Montageanleitung. Solche Papiere liest man sich mal durch, aber vertraut ihnen nicht. Heutzutage wird fast alles für den internationalen Markt gefertigt, da ist es nicht verwunderlich das durch Übersetzungen die sonderbarsten Anleitungen zustande kommen. Dann fängt man mal mit der Arbeit an.  Auch bei der besten Anleitung sollte man nie aufhören mitzudenken. Manchmal kann man es sich noch ein bisschen einfacher machen oder etwas besser oder man möchte es ganz bewußt anders machen. Es seien einige Beispiele genannt:

  • statt einem Ein-/Ausschalter möchte man es mit Zündung schalten, so z.B. wie bei meinem MP3-Umbau
  • beim entdrosseln von meinem Motorrad sollten die Gaszüge demontiert werden. Danach hätte ich die Vergaser neu einstellen müssen. Ich habe sie nicht demontiert und brauchte also nichts neu einstellen.
  • Tom hat eine Anhängerkupplung von Knott mit E-Satz von Westfalia verbaut. Ich habe Anhängerkupplung und E-Satz beides von Westfalia gekauft. Man hat Tom zu der Knott Kupplung geraten, weil man bei der - entgegen anderen - die Stoßstange nicht ausgeschnitten oder sonstwie bearbeitet werden muss. Ich hatte natürlich auch keine Lust an meinem neuen Kangaoo an der Stoßstange rum zu sägen. Man kennt viele Autos wo das schlecht gemacht ist und es immer schlecht aussieht. Leider gab es diese Knott Kupplung nicht mehr, also mußte ich eine von Westfalia nehmen. Das sägen war aber nur von innen! Von Aussen ist nichts zu sehen, egal wie krum und schief man sägt. Auch wenn ich die AHK jetzt abbauen würde, würde keine verschandelte Stoßstange den Verkaufspreis mindern.

    Es müssen lediglich zwei Ecken von Innen in der Stpoßstange weggesägt werden. Am besten mit einem Dremel. Es muß nicht der original Dremel sein. Ich bin schon seit Jahren mit dem billigen vom Tchibo zu frieden, Preis ca. 20 EURO. Zeit für das aussägen drei Minuten!

    Sägen an der Stoßstange

    Da man als Privatperson nicht die Möglichkeit hat verschiedenste Marken und Modelle zu testen und auch nicht unbedingt auf einen Händler hören sollte, denke ich sind Berichte wie der von Tom und dieser hier sehr wichtig. Ich habe meine Anhängerkupplung genauso wie Tom von S&E Cago schicken lassen.

    Original Anhängerkupplung starr, inkl. E-Satz kostete im Dezember 2003 laut Preisliste Renault Kangoo 224 Euro.
    Westfalia Kupplung starr, inkl. E-Satz bei S&E Cago habe ich im Juni 2004 mit Versandkosten 184,68 Euro bezahlt.

    Ich habe Tom geglaubt das es günstig ist. Er schreibt er habe verglichen und das sollte man auch! Es ist aber nicht nur der günstigste Preis entscheidend. Für Tom war die Beratung wichtig. Habe ich bei S&E Cago leider nichts von mitbekommen. Man hat mich zwar gefragt ob ich 7 polig oder 13 polig möchte, hat mich aber nicht auf den Dauerplus-Erweiterungssatz hingewiesen. Mit diesem Kabelsatz wird es möglich während der Fahrt einen Kühlschrank im Wohnwagen zu betreiben oder auch mal Licht im dunkeln über die Autobatterie im Wohnwagen zu haben. Dieser Kabelsatz kostet  30,56 Euro. Der Zeitaufwand bei der Montage mit der AHK dürfte bei 10 Minuten liegen. Einen nachträglichen Einbau kalkuliere ich mit 2-3 Stunden, deswegen liegt mein Kabelsatz im Keller. Ich habe das fehlende Dauerplus erst nach Abschluss aller Arbeiten bemerkt. Sie als Leser wissen es jetzt und brauchen diesen Fehler nicht machen. Der Schlaue lernt aus seinen eigenen Fehlern, der Weise aus den Fehlern der Anderen.

    Optional:
    Westfalia Dauerplus-Erweiterungssatz 300 025 300 113 für alle Fahrzeuge, Preis 30,56 Euro

    Für mich war wichtig das mir eine Werkstatt weiterhelfen kann, wenn ich es nicht schaffe. S&E Cago montiert auch Anhängerkupplungen. Das Unternehmen ist in Dortmund ansässig und daher von meinem Wohnort in erreichbarer Nähe. Es gibt nichts teueres als im Internet gekaufte Produkte in der Werkstatt um die Ecke montieren zu lassen. Natürlich kann man das als Kunde schwer merken. Der Meister redet dann von unverhergesehenem Mehraufwand wegen festsitzender und abgerissener Schrauben usw.

    Nun aber zu den Einzelheiten:

    Für den mechanischen Teil benötigt man folgende Werkzeuge:

    Sechskant SW 10
    Sechskant SW 13
    Sechskant SW 16
    Sechskant SW 18
    Torx T40
    Torx T20

    Bei den Torx-Schlüsseln ist es Geschmacksache ob Nüsse oder Schraubendreher. Bei Arbeiten im Innenraum bevorzuge ich Schraubendreher. Meist sind Schrauben weit hinten in den Verkleidungen, aber nicht sonderlich fest. Aussen am Fahrzeug ist das etwas anders. Die Schrauben sind meist gut zugänglich aber witterungsbedingt recht festsitzend. Dafür nutze ich dann Nüsse. Schraubenschlüssel für Sechskantschrauben sollte man doppelt haben. Der meiste Teil der Verschraubungen sind Durchsteckverschraubungen, d.h. es gibt eine Schraube und Mutter, beide haben die gleiche Schlüsselweite ( kurz: SW) und man benötigt zum festschrauben zwei Werkzeuge. Ich empfehle jede der genannten Schlüsselgrössen als Ringschlüssel, Maulschlüssel und Nuss zu haben. Das gewährleistet fast immer ein sicheres verschrauben bei allen Arbeitsverhältnissen, egal ob kopfüber unter dem Wagen mit wenig Platz oder stehend am Fahrzeug mit viel Platz. Zu den Nüssen gehört natürlich noch eine Ratsche bzw. Knarre und Verlängerung. Fast alle Schrauben müssen mit einem vorgeschriebenen Drehmoment festgeschraubt werden. Dafür benötigt man einen Drehmomentschlüssel. Sowas dürften viele haben, denn er wird auch zum Reifenwechsel gebraucht. Kosten im Baumarkt für Drehmomentschlüssel ca. 40 EURO. Ich sehe solche Drehmomentschlüssel als ausreichend an. Die Drehmomente sind in der Anleitung genannt.

    Der mechanische Teil ist "kinderleicht". Bei dem Phase II sind die Löcher bereits im Fahrgestell vorhanden, zum Teil mit Abdeckungen versehen. In der Anleitung wird aber auch gezeigt wie und wo man die Löcher bohrt. Benötigt wird dafür eine Bohrmschine, Bohrer und Feile.

    Löcher im Fahrgestell

    Wichtig: Unbedingt den Unterbodenschutz an den Auflagestellen gut abkratzen. Der TÜV achtet bei der Abnahme höllisch genau darauf!

    Hier ein paar Impressionen von der Montage.

    Impressionen

    Impressionen

    Impressionen

    So nun geht es mit dem E-Satz weiter. Verwendet wird ein fahrzeugspezifischer E-Satz mit Renault Steckern für die Lampenanschlüsse und ohne Blinkrelaistausch und ohne Kontrollleuchte im Armaturenbrett. Eventuelle Defekte werden über einen anderen Klickrhythmus angezeigt.

    Dritter Schritt in der Montageanleitung zum E-Satz: "Stopfen links und rechts außen im Bodenblech hinten entfernen. Bohrung links auf Durchmesser 39mm, Bohrung rechts auf Durchmesser 21mm aufbohren." Klingt dem lesen nach toll. In der Praxis sieht das ganze nur leider anders aus. Gemeint sind die kleinen viereckigen Löcher die man links und rechts hinter der Heckschürze hat.

    links    rechts

    Ich habe den grossen Gummistopfen, links im Bild mit Nr. 1 vom Westfalia E-Satz abgeschnitten und das aufbohren beider Löcher unterlassen. Die Stopfen werden wahrscheinlich als Kantenschutz gedacht sein. Die viereckigen Löcher haben eine umgelegte Kante, also nicht scharfkantig. Da braucht man keinen Kantenschutz. Schutz vor Feuchtkeit ist auch egal, denn das Blech ist von unten offen und wird da schon von Regenwasser gut versorgt. Dadurch das ich nicht gebohrt habe brauche ich keine Angst vor Rost an diesen Stellen haben.

    Der Kabelbaum war gut vorbereitet, aber ein paar Maßnahmen machten die Arbeit doch leichter. Das folgende Foto habe ich mir von Tom entliehen. Die Rückleuchten wurden ausgebaut um besser überall ran zu kommen. Das Dauerpluskabel (liegt unterhalb "fahrzeugspezifische") wurde auf einer Länge bis zur Stoßstange ca. 30 cm mit Isolierband fest an das andere Kabelpaket umwickelt. Dadurch konnte es einfacher eingezogen werden und bleibt an seiner Position.

    Ein Foto von TWHK

    Ich habe angefangen den Kabelsatz von innen, linke Seite einzuziehen. Der Kabelsatz wurde oberhalb der Kabeldurchführung zur Tür durchgezogen, linkes Bild. Als Kabeldruchführung dient der original Renault Stopfen. Mit einem scharfen Messer wurde ein Kreuz eingeschnitten. Durch ihn wurden alle die kleinen Stecker und Kabel durchgezogen. Man sollte nicht zu heftig dran gehen. Mit etwas Gefühl macht er die Prozedur schadlos mit. Die grossen Stecker mußten nicht durch Bleche oder Stopfen geführt werden, weil sie ja schon im Auto sind. Auf dem Foto ist das mit Isolierband umwickelte Kabel zu sehen. Anschließendend werden alle Kabel unten links durch das viereckige Loch von vorne eingeführt. Hinten, unten an der Anhängerkupplung nach rechts geführt. Von hinten nach vorne durch das viereckige Loch und nach oben. Da den Stopfen raus machen. Da passt der Westfalia Stopfen, Bild oben Nr. 3 bzw. rechtes Bild unten.

    links    rechts

    Jetzt können die Rückleuchten wieder eingebaut werden und der Kabelsatz angeschlossen werden. Ebenso das Relais. Das Relais und die Stecker sollte man ein bisschen polstern um ein klappern zu vermeiden. Ich habe Verpackungsreste der AHK genutzt. Das Dauerpluskabel wurde einemal unter dem ganzen Wagen nach vorne gezogen, mit Kabelbindern festgemacht und direkt an die Batterie angeschlossen.

    Relais

    Wie man sieht verlaufen die Kabelstränge teilweise im Außenbereich unter den Hecktüren. Wer das nicht mag und sich zutraut, die Kabelbäume (samt der dicken Stecker!) hinter der Blechverkleidung am Radkasten vorbei und dann auch noch durch die Bodenträger hindurchzufädeln, hat dann eine optisch ansprechendere Lösung.  Tom und mir ist es nicht gelungen, denn wir haben beide keine Öffnungen gefunden. Angst vor Feuchtigkeit habe ich nicht. Die Kabel sind gut isoliert, können sich nicht aufscheuern. Die Kabel sind in der Steckdose mit Sprühwachs gegen Feuchtigkeit geschützt.

    Ich habe für den Einbau ca. 4 Stunden benötigt. Ein Kumpel hat mir geholfen. Zwei Leute bedeutet jedoch nicht das man doppelt so schnell ist. Es ist einfach nur hilfreich. Man hat jemanden zum anpacken bei grossen teilen wie die Stoßstange. Man hat jemandem zum gegenhalten beim schrauben. Bei auftrettenden Problemen haben zwei Leute schneller eine gute Lösung.

    Ich habe die Anhängerkupplung beim Tüv abnehmen lassen. Das ist zwar durch die E-Prüfung nicht mehr nötig wie mein Tüv-Prüfer sagte, aber sicherlich nicht schädlich. Die Abnahme kostete 33,20 Euro. Dafür habe ich aber amtlich bestätigt nicht gefuscht zu haben. Das ist bei Wiederverkauf oder Unfall sicherlich mehr als 33,20 EURO wert. Eine Eintragung in die Papiere "ist erst bei nächster Befassung der Zulassungsbehörde erforderlich". Zu deutsch: erst wenn man aus irgendeinem Grund zum Strassenverkehrsamt geht und sowieso einen neuen Fahrzeugschein bekommt, z.B. durch Ummeldung bei Umzug, dann erst muß die AHK in die Papiere eingetragen werden. Solange das nicht gegeben ist reicht es den Tüvbericht zu haben. Wer den nicht immer mitschleppen will, sollte es in die Papiere eintragen lassen.

    Das oft erzählte Problem das der Tüv nicht mitspielt, wenn man selber montiert, habe ich nicht gehabt. Schätze mal das ich eine gewisse Kompetenz ausstrahle. Er hat mal kurz gefragt wie ich die Schrauben festgezogen habe. Darauf habe ich geantwortet "Mit Drehmonentschlüssel und den in der Montageanleitung genannten Anzugsmomenten!" Damit war er zufrieden.

    Ganz wichtig: Erst nach (!) der TÜV-Abnahme darf man wieder Unterbodenschutz aufsprühen und das kann man ja recht üppig tun, wenn man sicher gehen will. In der Dose ist genug drin und die muß nicht im Keller vergammeln.